Kaninchenhaltung? Aber richtig!

Kaninchenhaltung? Aber richtig!

Kaninchen werden den sogenannten Kleintieren zugeordnet und dürfen somit ohne Erlaubnis des Vermieters gehalten werden. Wie komplex die kleinen Tierchen aufgrund ihrer Bedürfnisse sind, möchte ich euch im folgenden Beitrag verdeutlichen.

Allgemeines

Kaninchen können im Durchschnitt 8 – 10 Jahre alt werden und sind dämmerungsaktiv. Die Tiere haben einen hohen Bewegungsdrang. Ihre wilden Verwandten leben in großen Kolonien in einem selbst gegrabenen Erdhöhlensystem. Sie haben eine klar definierte Rangordnung, in der ein Männchen und ein Weibchen alle restlichen Mitglieder der Kolonie dominieren. Zudem kennzeichnen die Rammler ihr Revier, indem sie Sekret ihrer Kinndrüsen verteilen und ihren Urin verspritzen. Kaninchen haben eine nonverbale Kommunikation, was bedeutet, dass sie sich mithilfe ihrer Körpersprache untereinander verständigen können.

Kaninchen und Kinder

Kaninchen sind Fluchttiere und keine Kuscheltiere. Daher ist das hochheben oder anfassen für sie mit Stress verbunden, wenn sie es nicht von klein auf kennen. Jedoch kann man auch zu einem Kaninchen mit viel Liebe, Zeit und Vertrauensarbeit Bindung aufbauen. Da die Versorgung von Tieren eine anspruchsvolle Aufgabe für Kinder darstellt, sollten Erwachsene stehts ein Auge darauf haben um gegebenenfalls zu unterstützen.

Haltung

Kaninchen sind, wie bereits erwähnt, bewegungsfreudige Tiere, weshalb eine reine Käfighaltung aus Gründen des Tierschutzes abzulehnen ist. Die TVT (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V.) sieht eine Grundfläche von 6m² für ein Kaninchen + 20 % für jedes weitere Tier vor. Ebenfalls gehört es zum natürlichen Verhalten der Kaninchen Gänge und Höhlen zu graben. Daher ist das Mindeste ein artgerecht gestaltetes und großzügiges Gehege mit ausreichender Bewegungsfreiheit und Buddelmöglichkeiten.

Gruppenhaltung

Ein einzeln gehaltenes Kaninchen leidet. Die sozialen Tiere sind auf artgleiche Partner angewiesen, um ihre Bedürfnisse nach Sozialverhalten und Kommunikation befriedigen zu können. Weder eine zeitintensive Pflege noch die Gesellschaft eines Meerschweinchens können einen Kaninchenpartner ersetzen! Daher sollten immer mindestens zwei Tiere zusammen gehalten werden. Folgende Konstellationen sind zu empfehlen:
Ein kastrierter Bock und ein bis drei Weibchen / zwei kastrierte Böcke und zwei bis vier Weibchen / nur kastrierte Böcke in kleinen Gruppen. Eine reine Weibchengruppe ist nicht zu empfehlen, da die Tiere häufig aggressiv miteinander umgehen. Bei jeder Gruppenhaltung sollten die männlichen Tiere kastriert sein.

Wohnungshaltung

Da eine reine Käfighaltung aus tierschutzrechltichen Gründen abzulehnen ist, empfiehlt es sich, die Wohnung in ein geräumiges und interessant gestaltetes Kaninchengehege zu verwandeln. Ein selbstgebautes Gehege mit 2m x 1m anstatt eines Käfigs stellt schon die erste Haltungsverbesserung dar. Der Standort sollte so gewählt werden, dass das Gehege nicht von allen Seiten zugänglich, direkt am Fenster (Zugluft) oder einer Heizung steht. Zudem sollte das Gehege neben einem Häuschen auch eine Buddelkiste enthalten, um den Bedürfnissen des Tieres nachzukommen. Empfehlenswert ist eine dreidimensionale Gestaltung des Geheges. So freuen sich die Kaninchen über einen erhöhten Platz für den Überblick oder auch Möglichkeiten um zu hüpfen. Ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten und eine sich immer wieder wechselnde Gehegegestaltung sind das Sahnehäubchen für ein gelungenes Innengehege.
Kaninchen sind sehr reinliche Tiere und suchen sich gerne eine Ecke für ihr „Geschäft“. Daher kann man die Kaninchen auch mit etwas Geduld stubenrein bekommen, bzw beibringen aufs Katzenklo zu gehen. Auch hier trägt ein täglich gereinigtes Klo zum Wohlergehen der Tiere bei. Der tägliche Auslauf darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Dabei müssen alle Gesundheits- und Verletzungsgefahren ausgeschlossen werden. Zu den potenziellen Gefahren gehören Kabel jedweder Art, Tapeten und Teppiche, giftige Zimmerpflanzen, gummiartige oder mit Silikon beschichtete Gegenstände, sowie Putzmittel.

Außenhaltung

Neben der Wohnungshaltung ist auch eine ganzjährliche Außenhaltung möglich. Ein großes, witterungsgeschütztes und ausreichend gesichertes Gehege stellt die artgerechteste Haltung einer Gruppe dar. Ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten, sowie Rückzugsmöglichkeiten bringen das Kaninchenherz zum Strahlen.
Eine überdachte Futterstelle, mit Stroh isolierte Unterschlupfe bei Frost und luftige Schattenplätze im Sommer stellen eine gute Basis für die Außenhaltung dar.
Eine Sicherung von allen Seiten (auch oben und unten) muss ebenfalls sichergestellt werden, damit Fuchs, Marder, Habicht & Co nicht in das Gehege kommen, aber die Kaninchen auch nicht ausbrechen können.

Ernährung

Kaninchen sind Pflanzenfresser, die sich fast den ganzen Tag mit der Nahrungsaufnahme beschäftigen. Ihr Verdauungssystem ist auf rohfaserreiche Gräser ausgelegt. Deswegen, aber auch wegen ihres Stopfmagens, sollte Heu immer in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. Bei einer Artgerechten Ernährung dürfen jedoch Kräuter, Zweige, Obst und Gemüse nicht fehlen.

Eine ideale Futterration sollte so aussehen:
Heu, nicht überständig und zu holzig, zur freien Verfügung
Frischfutter, mindestens 200 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht
70 % viel frisches Gras, Kräuter und Salate
20 % Gemüse
10 % Obst und Zweige die sie benagen können

Ebenfalls muss täglich frisches Wasser (Bedarf von 40ml bis 100ml) zur Verfügung stehen. Futtermischungen und Leckerlies enthalten oftmals Getreide und Zucker, was einer artgerechten Ernährung widerspricht. Nahrungsreste sind zu entfernen, um der Trommelsucht vorzubeugen. Das Essen des Blinddarmkots direkt vom After ist überlebenswichtig für die Kaninchen. Dieser enthält Vitamine und Mineralstoffe, die die Darmbakterien erst während der Verdauung des Futters bilden.

Krankheiten

Aufgrund von nicht artgerechter Haltung und Fütterung, sowie genetischen Ursachen sind Kaninchen für verschiedene Krankheiten anfällig. Da sie recht spät Symptome zeigen, sind Kaninchen oftmals Notfälle und müssen sofort zum Tierarzt. Daher empfiehlt sich eine regelmäßige Routineuntersuchung, sowie ein stets aktueller Impfschutz (RHD und Myxomatose).

Wie erkenne ich also ein gesundes Kaninchen?
Neugieriges Verhalten
Klare, glänzende Augen, kein verklebendes Sekret vorhanden
Saubere Ohren
Trockenes Näschen
Sauberer, trockener After
Kurze Krallen
Saubere Unterseite der Läufe
Dichtes, glänzendes Fell
Keine Verdickungen an den Gelenken vorhanden
Stabiles Gewicht
Guter Appetit ist stets vorhanden

Adoption vor „Neukauf“

Jährlich landen viele Kaninchen in den Tierheimen und warten dort auf ihr neues Zuhause. Wenn ihr euch ein Kaninchen anschaffen wollt, dann schaut doch zuerst bei eurem Tierheim um die Ecke vorbei, ob da nicht bereits euer Hoppel auf euch wartet.

Als Beispiel die Seite von meinem Tierheim:

https://tierheim-lb.de/tiervermittlung/kleintiere/nagetiere-kaninchen